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Krise am Bau – Lösungen, Wege, Perspektiven
Der Anstieg bei Zinsen und Baupreisen sowie immer neue Anforderungen an die Energieeffizienz setzen den Wohnungsbau unter Druck. Viele Bauprojekte wurden auf Eis gelegt, wodurch das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr in weite Ferne rückt. Mit Expertinnen und Experten diskutierte die FDP-Fraktion über Wege aus der Baukrise.

In seinem Eingangsstatement stellte der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr klar, dass die aktuelle Wachstumsschwäche Deutschlands auch mit der Krise am Bau zusammenhänge. „Es ist an uns, die Rahmenbedingungen so zu ändern, dass die Baubranche wieder ihren Beitrag zu Wachstum und Wohlstand leisten kann“, sagte Dürr. Die Vielzahl an Vorschriften und die langen Genehmigungsverfahren würden zu höheren Baupreisen führen. Daher stehe man vor der Herausforderung Bürokratie im Bausektor abzubauen. Die Antwort auf den Wohnraummangel liege in der Angebotsausweitung. Dürr stellte klar: „Es muss also mehr, schneller und günstiger gebaut werden.“ Mit der im Wachstumschancengesetz enthaltenen degressiven Sonderabschreibung von fünf Prozent und der Digitalisierungsnovelle im Baugesetzbuch habe man erste Schritte unternommen, um „das Planen und Bauen einfacher, schneller und bürgerfreundlicher“ zu machen.

Christian Dürr, FDP-Fraktionsvorsitzender
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Carina Konrad hob in ihrer Begrüßung die Bedeutung des Bausektors für Deutschland hervor. Dieser sei ein „wichtiges wirtschaftliches Standbein unseres Landes". Umso wichtiger sei es deswegen, Bauunternehmen von ihren bürokratischen Fesseln zu befreien. Konrad forderte einen „Mentalitätswechsel“. Es sei wichtig, „dass wir uns etwas trauen“, wie zum Beispiel mit dem Gebäudetyp E, der Abweichungen von bestehenden technischen Standards und eine experimentelle Bauweise ermögliche.

Carina Konrad, stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende
„Wenn die Bundesregierung […] jetzt nicht massiv gegensteuert, dann hat Deutschland ein großes soziales Problem“, warnte Daniel Föst in der abschließenden Podiumsdiskussion. Er forderte: „Wir müssen mehr bauen, schneller bauen und günstiger bauen.“ Jede politische Kraft, die dies einforderte, habe die Unterstützung der FDP. Denn: „Es gibt keine Wirtschaftswende ohne eine Bauwende“, stellte Föst klar. Aygül Özkan, die Vorsitzende der Geschäftsführung ZIA, geht davon aus, dass die Talsohle der Baukrise noch nicht erreicht sei und weitere Insolvenzen von Bau- und Immobilienunternehmen bevorstünden. Es seien schon wichtige Projekte umgesetzt. Weitere Maßnahmen wie ein Gebäuderessourcenpass oder eine One-Stop-Agency in Kommunen für Bauanträge müssten noch kommen.
Auch Klaus-Peter-Hesse, Executive Consultant bei von Beust & Coll, forderte einen Mentalitätswechsel in der kommunalen Verwaltung. Die Bauämter seien personell und technisch schlecht ausgestattet und würden dadurch Bauen verhindern. Er forderte u.a. verbindliche Vertretungen, konkrete Ansprechpartnerkontaktpunkte, die Ausweitung der Entscheidungsbefugnis von Sachbearbeitern und eine neue Ermöglichungskultur in der Verwaltung. Ähnlich äußerte sich auch Robert Kroth, der Geschäftsführer von 80 Sekunden - Neues Bauen. Damit alle 80 Sekunden eine neue Wohnung entstehen könne, müssten alle relevanten Player der Baubranche zusammenkommen. „Solange die Politik meint, sie könne besser bauen, kommen wir nicht voran“, stellte Kroth klar. Die Bedeutung von Immobilien als Altersvorsorge habe durch die sich ständig wechselnde Regulatorik abgenommen. Diesen Punkt griff Sandra Weeser, die Vorsitzende des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen im Deutschen Bundestag, auf. Es sei Aufgabe der Politik, „Eigentum weiter hochzuhalten“. Eigentum und Bestand dürfen durch europäische Regulierung nicht abgewertet werden.








Fotos: Dennis Williamson