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Gründerdialog: Von der Garage zum DAX – Scale-Ups und Wachstumsbranchen in Deutschland

Was braucht es, damit Start-Ups in Deutschland nicht nur entstehen, sondern auch bleiben, sobald sie die Wachstumsphase erreichen? Zum diesjährigen Gründerdialog diskutierten dazu Vertreter aus Politik und Wirtschaft. 

Maximilian Mordhorst eröffnet den Gründerdialog.

Maximilian Mordhorst MdB eröffnet den Gründerdialog.

Carina Konrad, stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende stellte gleich zu Beginn klar: „An den Innovationen mangelt es uns nicht. Bei den KI-Patenten liegt Deutschland hinter den USA, auf Platz zwei.“ Allerdings müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden, damit Start-ups, die in die kapitalintensivere Wachstumsphase übergingen, auch hierblieben.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland profitiert von einer lebendigen Start-up-Szene. Sie bringt notwendige Innovation, die das Land braucht. „Wachstum und Transformation der Volkswirtschaft braucht […] Start-ups und Scaleups, die Neues erproben. Deutschland als Standort für Start-ups hat großes Potential“, stellte Bundesfinanzminister Christian Lindner fest. Die Rahmenbedingungen erschwerten Gründern und Unternehmen in der Wachstumsphase jedoch die Arbeit. „Wir haben eine interessante Gründungsdynamik. Aber von den Einhörnern, die bei uns in Europa gegründet worden sind, ist ein erheblicher Teil in ihrer Wachstumsphase in die USA abgewandert, weil die Finanzierungsbedingungen besser waren als bei uns“, hob Lindner hervor.

An besseren Rahmenbedingungen und einem start-up-freundlichen Ökosystem arbeiten die Freien Demokraten seit Beginn der Legislaturperiode – mit Erfolg: besserer Zugang zu Kapital, Vereinfachung von Zuwanderung kluger Köpfe, Bürokratieabbau insbesondere am Risikokapitalmarkt, die Umsatzsteuerbefreiung für Venture-Capital-Fonds. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz I wurden die Rahmenbedingungen weiter verbessert und der Kapitalmarktzugang vereinfacht, damit privates Kapital einfacher in private Vorhaben investiert werden kann. Das Zukunftsfinanzierungsgesetz II wird bereits erarbeitet. Mit der WIN-Initiative ist es gelungen, 12 Milliarden Euro an privatem Kapitel zu mobilisieren. Die finanziellen Zusagen von Unternehmen zeigen: Der Investitionswille ist da. „Die WIN-Initiative kommt zur richtigen Zeit“, erklärte Niels Tromm von der Deutschen Börse, die sich ebenfalls an der Initiative finanziell beteiligt. Es braucht die richtigen Rahmenbedingungen, damit eine neue Dynamik freigesetzt wird.

„Wir wollen unsere Einhörner hier haben“, appellierte Katja Hessel, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium. Dazu müsse beispielsweise Bürokratie im Steuerrecht abgebaut werden. Am Beispiel der Vergabe einer Steuernummer bei Start-ups, die in manchen Fällen bis zu acht Monaten dauere, zeigte sich die Problematik. „Wir müssen in den Prozessen schneller werden“, plädierte Hessel, auch mit Blick auf die Fachkräftezuwanderung. Wenn das Visum in den USA schneller ausgestellt werde, gingen die Menschen in die USA und kämen nicht nach Deutschland.

Auch im zweiten Panel des Abends standen Digitalisierung und Bürokratieabbau im Mittelpunkt. Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, plädierte dafür, rein digitale Verfahren umzusetzen, statt parallel analoge Verfahren weiterlaufen zu lassen. Dafür habe man auch nicht die Kapazitäten. Beim Thema Daten müsse sich das Mindset grundsätzlich ändern, forderte Kluckert: „Ich kann keinen Grund erkennen warum man anonymisierte Gesundheitsdaten nicht zur Verfügung stellen soll.“

Nicht Deutschland allein muss für Bürokratieabbau und Digitalisieurng sorgen. Regulierung aus der EU wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die EU-Taxonomie und der Digital Fairness Act erschweren Start-Ups und Scaleups die Arbeit enorm. „Hier immer weitere Regulierungen zu treffen und Unternehmen daran zu hindern Gewinne zu machen, führt dazu, dass der Standort Deutschland weniger attraktiv wird“, erklärte Kluckert.

Die Panelteilnehmer waren sich einig: Weniger Bürokratie, schnellere Visa für ausländische Fachkräfte und mehr Tempo beim Zugang zu Wagniskapital sind notwendig, um ein erfolgversprechendes Ökosystem zu schaffen, damit Start-ups und Scaleups in Deutschland Gründen und sich entwickeln.