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ALTERSBEZOGEN: Das Alter als einfach zu messender Risikofaktor

In einem Gastbeitrag für die fdplus erklärt Andrew Ullmann, weshalb er gegen eine altersbezogene Impfpflicht ab 50 Jahren ist.

Andrew Ullmann spricht zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer verpflichtenden Impfberatung für Erwachsene und einer altersbezogenen Impfpflicht ab 50 Jahren unter Vorbehalt gegen das Coronavirus SARS-CoV-2

ANDREW ULLMANN: Das Alter als einfach zu messender Risikofaktor

Ich stand einer Impfpflicht sehr lange kritisch gegenüber. Meines Erachtens kann eine verpflichtende Impfung nur der letzte Schritt und muss wohl überlegt sein.

Der Ethikrat hat Ende des vergangenen Jahres eine wegweisende Stellungnahme veröffentlicht und darin eine Prüfung der Ausweitung der bereichsbezogenen Impfpflicht vorgeschlagen. Ich habe mir die Argumentation in der Stellungnahme sehr genau angeschaut, und ich habe mich im Lichte der Entwicklung der Omikron-Variante gefragt, ob der Weg von der Pandemie in einen endemischen Zustand bei uns nicht doch ohne einen solch kontroversen Schritt geht.

Mit anderen Abgeordneten der FDP, der Grünen und der SPD habe ich daher einen unideologischen und evidenzbasierten Weg vorgeschlagen. Im ersten Schritt laden wir alle ungeimpften Personen zu einer verpflichtenden Impfaufklärung ein. Die Gesellschaft teilt sich nicht nur in Impfgegner und Geimpfte. Es gibt eine große Anzahl an Menschen, die nicht geimpft sind, obwohl sie überzeugt werden könnten. Wir wollen daher jeder ungeimpften Person einen Termin zukommen lassen, der verpflichtend wahrgenommen werden muss. Im Anschluss der Beratung besteht die Möglichkeit, sich freiwillig impfen zu lassen. So können wir viele Fake News, Sorgen und Ängste entkräften und die Impfquote steigern.

Wir diskutieren aber auch über eine altersbezogene Impfnachweispflicht ab 50 Jahren. Das Alter ist ein einfach zu messender Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf. Unser Ziel ist es, die Überlastung des Gesundheitssystems nachhaltig zu vermeiden. Sollte sich die Impflücke durch die verpflichtende Aufklärung nicht mit Freiwilligkeit schließen lassen, wäre ein weiterer Schritt notwendig, um die Intensivstationen vor Überlastung zu schützen. Nach der jetzigen Datenlage wäre eine Impfnachweispflicht für Personen, die älter als 50 Jahre sind, hierfür zielführend. Es wäre die mildere Impfpflicht und der mildere staatliche Eingriff als eine allgemeine Impfpflicht ab fünf oder 18 Jahren. Dabei muss klar sein, dass diese Maßnahme vorausschauend für den Herbst 2022 gedacht ist. Die Immunitätslücke muss bis dahin geschlossen werden, um wiederkehrende Freiheitseingriffe zu verhindern. Den dritten Sommer in Folge nichts zu tun, ist politisch nicht verantwortbar. Sollte sich jedoch im Sommer abzeichnen, dass die Pandemie einen endemischen Verlauf nimmt, erübrigt sich die Impfpflicht in jeglicher Form.

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